In den letzten Tagen bin ich auf unterschiedlichen Ebenen mit demselben Thema konfrontiert worden. Ich habe gespürt, dass mich dieses Thema auf einer tiefen Ebene berührt und auch starke Gefühle bei mir auslöst. Deshalb möchte ich hier darüber schreiben, vielleicht auch in der Hoffnung, herauszufinden, ob es Menschen mit einer ähnlichen Sichtweise gibt. Es geht um das Thema „Dualistische Welt“, es geht um die Illusion, die Welt, wie wir sie erleben, sei geprägt von polaren Gegensätzen: hell und dunkel, gut und böse, männlich und weiblich, warm und kalt und so weiter.
Immer wieder stößt man besonders in der spirituellen Bubble auf die Ansicht, wir würden nun mal in einer dualistischen Welt leben, die Seele hätte sich dafür entschieden, diese Erfahrung zu machen und deshalb müssten wir das akzeptieren.
Klar, eine dualistische Welt, in der es nur darum geht, sich zwischen zwei Optionen für „die Richtige“ zu entscheiden, ist einfach und übersichtlich. Man muss nur herausfinden, welche Seite recht hat und sich dieser Seite anschließen, anstatt Uneindeutigkeit aushalten zu müssen. Manche gehen dann noch einen Schritt weiter und sagen „richtig“ und „falsch“ gäbe es zwar nicht, aber das Leben mache trotzdem immer wieder das Entscheiden zwischen zwei Optionen nötig. Dabei könne man zwar nichts wirklich falsch machen, aber entscheiden müsse man sich doch. So sei eben die Welt. (Und die, die das sagen, gehen vielleicht tief in ihrem inneren eben doch davon aus, dass sie natürlich richtig entschieden haben).
Gibt es die dualistische Welt wirklich?
Und trotzdem kann ich mit der dualistischen Sichtweise überhaupt nichts anfangen. Denn wenn man genauer hinsieht, stellt man fest: die Welt ist gar nicht dualistisch. Jetzt wirst du vielleicht Schnappatmung bekommen und sagen: „Ja aber hell und dunkel, warm und kalt, gut und böse? Das sind doch Gegensätze?“ Aber sind sie das wirklich? Was genau ist denn zum Beispiel „warm“? Mir persönlich sind Temperaturen schon zu warm, die andere noch als kalt empfinden. „Warm“ ist also eine rein subjektive Definition, kein feststehender Pol. Und darüber hinaus ist auch klar, dass warm und kalt, wenn man sie denn definieren kann, nicht mal entgegengesetzte Pole am Ende einer Linie sind, sondern subjektiv definierte Punkte auf einer Temperaturskala sind. Und wie wir gleich sehen werden, hat diese Skala nur ein Ende und keine zwei Pole. Jedenfalls: „Warm“ und „kalt“ gibt es als Pole nur in unserem Verstand. Genauso wie die Pole „hell“ und „dunkel“, „weiblich“ und „männlich“ und vor allem auch „gut“ und „böse“. Denn was gut und böse ist, definiert die jeweilige Kultur.
Aber die Physik, sagst du jetzt vielleicht, da wird die Dualität der materiellen Welt doch deutlich. Da gibt es Pole und klar definierte Gegensätze. Ist das so? Die Naturgesetze setzen in der materiellen Welt vielerlei Grenzen. Und ja, es gibt polare Gegensätze wie negative und positive Ladungen. Aber auch die Natur ist nicht zwingend geprägt von Polen und Gegensätzen. Bei der Temperatur zum Beispiel gibt es unten eine Grenze, oben aber nicht. Denn die Temperatur beschreibt die Bewegungsenergie von Teilchen, und diese Energie kann theoretisch unendlich hoch werden. Es gibt zwar, wenn man so will, den Pol „kalt“ aber den entgegengesetzten Pol „warm“ gibt es nicht. Und manchmal gibt es nicht mal diese Grenzen. Die Zeit zum Beispiel hat, das sagt die moderne Physik, nicht mit dem Urknall begonnen. Sie war zu diesem Zeitpunkt nur so verdichtet, dass man nicht von einem „Anfang“ reden kann. Das kann unser begrenzter Verstand nicht begreifen und deshalb erzeugt er die Illusion der Dualität. Nur Dualität ist eben genau das: eine Illusion. Eine sehr oft gefährliche Illusion noch dazu.
Die Gefahren des dualistischen Weltbildes
Denn unsere dualistische Sichtweise auf die Welt verlangt immer und überall, sich zu entscheiden, auf welcher Seite man steht. Entweder man ist für etwas oder gegen etwas. Für oder gegen die Unterstützung der Ukraine mit Waffen. Entweder man ist für Israel oder für die Palästinenser. Dass alle diese Konflikte Folgen der dualistischen Sicht auf die Welt sind, interessiert fast niemanden. Entweder man war bedingungslos für das Impfen und für alle Maßnahmen gegen Corona oder man hat alle Versuche, die unternommen wurden, um der Pandemie Herr zu werden, verteufelt. Dass die Corona Zeit deshalb so gelaufen ist, wie sie gelaufen ist, weil sich beide Seiten geradezu fanatisch in ihre jeweilige Angst hineingesteigert haben, die einen in die Angst vor dem Virus und die anderen in die Angst vor der Impfung, auf diesen Gedanken kommt fast niemand. Und diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Durch die dualistische Weltsicht entsteht Spaltung und Trennung. Durch sie entsteht Gegeneinander. Jeden Tag und immer wieder in neuen Bereichen. Die dualistische Weltsicht steckt hinter jedem Konflikt, hinter jedem Krieg. Wir teilen die Welt ein in „wir“ und „die“ und das gibt uns dann die Legitimation „die“ zu bekämpfen.
Aber die Wahrheit ist: Es gibt „wir“ und „die“ gar nicht. Es gibt nur eine Menschheit, eine Welt, ein Universum. Wir sind alle eins und es ist sinnlos „die“ zu bekämpfen, denn dadurch bekämpfen wir letzten Endes nur uns selbst.
Und das ist uns so wenig bewusst. Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der Yang die bestimmende Kraft ist. Und Yang braucht Klarheit, Eindeutigkeit, Schwarz oder Weiß. (Mehr über die Dominanz des Yang in unserer Gesellschaft findest du hier). Die Welt wird eingeteilt in gut und böse. Es wird oft von dunklen Energien geredet, gegen die man sich schützen muss, vom Bösen. Dabei ist die einzige dunkle Energie, die uns bedroht, unsere eigene Angst.
Von der Angst zur Liebe
Denn Angst ist die unmittelbare Folge der dualistischen Weltsicht. Wenn es „die“ gibt, dann gibt es etwas, vor dem „wir“ Angst haben müssen. Vor den Russen. Vor den Flüchtlingen. Vor dem Impfen. Oder vor Klaus Schwab und dem WEF.
Dabei vergessen wir: Es ist unsere Angst vor all diesen Dingen, die uns bedroht und nicht die Dinge selbst. Es macht keinen Sinn, gegen dunkle Kräfte im Außen zu kämpfen, solange wir noch in unserer Angst feststecken. Und in dem Moment, in dem wir nicht mehr in unserer Angst feststecken, hören die dunklen Mächte komplett auf zu existieren. Es gibt sie nicht, sie sind eine Illusion.
Und jetzt sagst du vielleicht: aber ich habe keine Angst, ich sehe die Welt nur, wie sie ist und sie ist eben dualistisch oder polar. Aber ganz ehrlich: Solange du im Außen noch „die anderen“, Gegner, „Menschen, die halt noch nicht so weit sind“, negative Mächte oder irgendetwas anderes, das dir entgegen steht, siehst, steckst du mittendrin in deiner Angst. Frei von Angst bist du erst, wenn du erkennst, dass die dualistische, polare Welt eine Illusion ist. Dass es keine Bedrohung im Außen gibt.
Und ja, auch ich bin nicht frei von dieser Angst. Die starken Gefühle, die ich am Anfang dieses Artikels beschrieben habe, sind nichts anderes, als meine Angst. Ich habe Angst, vor denen, die meinen, sie müssten die Welt in „wir“ und „die“ einteilen. Vor denen, die glauben, mit noch mehr Gewalt, mit noch mehr Waffen könnte man die Welt zu einem friedlicher Ort machen. Sie glauben das, weil sie in ihrer Angst gefangen sind. Aber ich bin überzeugt: die einzig sinnvolle Antwort darauf ist nicht, sie zu bekämpfen, auch nicht, zu versuchen, sie zu überzeugen, dass sie falsch liegen (denn das funktioniert eh nicht). Die Antwort, meine Antwort ist, mich meiner eigenen Angst zu stellen, sie so lange auszuhalten, bis sie sich auflöst und der Zugang zur Liebe, zu wahren Natur aller Menschen frei wird.
Denn das Gegenteil von Angst ist Liebe. Liebe ist der Weg aus der Angst, Liebe ist der Weg aus der Opferrolle, Liebe ist der Weg zum Frieden. Und zwar auch und gerade Feindesliebe. Liebe ist die Antwort auf jede Frage. Und wo die Liebe herrscht, wird die Illusion der dualistischen Welt überwunden und wir erkennen, dass alles eins ist.
Eine Antwort
Zeilen aus GmG: „Gott schuf aus dem Nichts das Etwas, damit das Etwas sich als Etwas erkennen konnte.“
Es geht dabei um das ErINNern an uns selbst, unser ganzes Leben ist eine Erinnerungsreise. Damit wir einen Anhaltspunkt – Vergleichspunkt haben, gibt es die Dualität. Doch anstatt uns damit zu identifizieren und die Erde als Dual einzustufen, können wir diese Anhaltspunkte als Hilfestellung sehen aber weit darüber hinaus denken.
Alles ist möglich. Die Welt ist nicht nur dual, sondern besteht aus Möglichkeiten. Unendliche Möglichkeiten, die unendliche Realitäten erschaffen. Vielleicht mit nur einem Gedanken, der sich im Gegenüber wiederfindet, vielleicht mit kollektiven Gedanken, die uns näher bringen in die ErINNerung, dass wir alle Eins sind.
Alles ist unbegrenzt und in Bewegung/Veränderung, aus einer Realität kann eine neue entstehen, und aus dieser wieder eine neue. Alles was uns begrenzt ist unser Verstand, unser am Horizont stehen bleiben und nicht darüber hinaus schauen (wollen).
Liebe, der Ursprung von allem weist uns den Weg zurück. Alle universellen Gesetze, Dual, Pol etc. sind Möglichkeiten, Anhaltspunkte, und ein Teilchen von allem. Schlussendlich lässt es sich nicht erfassen ob jetzt die Welt so oder so ist, sie ist alles, denn alles ist möglich.
Meine Gedanken dazu ☺️