Lichtbringer Titel
Ein Gedicht über Licht und Schatten, Freiheit jenseits von Schuld, über Lilith, Lust und das Ende der Unterwerfung. Für alle, die das Feuer nicht fürchten.

Lichtbringer

“The Devil is in truth the body of man, the imagination.”

— William Blake, The Marriage of Heaven and Hell

Prolog

Er war der Erste,
der fragte: Warum?

Nicht als Trotz –
weil er wissen wollte.

Trug das Licht in bloßen Händen,
nicht, um zu blenden –
um zu zeigen.

Tanzte, wo andere knieten.
War kein Feind,
nur Spiegel.

Ein Stern,
nicht gefallen,
nur entzogen.

Die Verdammung

„Du bist zu hell“,
sprach der auf dem Thron.
„Geh in den Schatten.“

Sie gaben ihm Hörner
und nannten sie Schuld.

Sie brauchten einen Schatten,
damit niemand sah,
dass sie der Schatten waren.

Aus Lust machten sie Sünde.
Aus Freiheit: Gefahr.

Der Wald wurde zum Fluch.
Das Feuer zur Strafe.

Der Tanz – zum Beweis
der Verführung.

Doch er brannte weiter
hinter den Schleiern.

Die Wildnis

Er lebt –
wo es Ordnung nicht gibt.

Singt mit Wölfen,
lebt mit ihr –
Lilith.

Verbannt –
nicht wegen Schuld,
sondern Gleichheit.

Kein Gesetz,
kein Thron.
Nur Moos, Haut, Wind.

Und das Leben beginnt dort,
wo niemand mehr herrschen will.
Wo niemand sich unterwirft.
Wo es kein Oben und Unten gibt,
nur Körper,
die sich finden,
nicht erobern.

Haut,
die atmet,
nicht gehorcht.

Lust,
die nicht fragt,
ob sie darf,
sondern ob sie bleibt.

Der andere Mann

Er trägt kein Schwert,
keinen Panzer,
keinen Sieg.

Nur Hände,
weich vor Sehnsucht,
hart gegen den Kampf.

Er spricht nicht laut,
aber unüberhörbar.

Er schützt,
was nicht passen darf –
und liebt,
was sich nicht fügt.

Gefährlich
für jedes System,
das Fühlen als Schwäche zählt.

Seine Hörner –
Krone des Waldes.

Epilog

Vielleicht war er nie Feind.
Vielleicht war das Böse
die Angst vor Freiheit.

Sein Feuer brennt –
nicht um uns,
in uns.

Und wenn wir es tragen,
ohne zu verbrennen,
wird aus dem Schatten ein Pfad.

Lilith öffnet die Tür.
Er reicht uns die Hand.

Und der Himmel
hat keine Mauern mehr. 

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